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Die Geschichte des Teufels
Von den Anfängen der Zivilisation bis zur Neuzeit
von Paul Carus

Wir leben in einer Welt der Gegensätze. Es gibt Licht und Schatten, Hitze und Kälte, Gut und Böse, Gott und den Teufel. Die dualistische Sichtweise der Natur stellt eine notwendige Phase innerhalb der Entwicklungsgeschichte des menschlichen Denkens dar. Auf die gleiche Vorstellung von guten und bösen Geistern stoßen wir bei allen Völkern dieser Erde ganz zu Beginn jenes Stadiums ihrer Entwicklung, das man gemeinhin als „Animismus“ bezeichnet. Doch der Fortschritt des Denkens ist geprägt vom Prinzip der Einheit. Der Mensch versucht stets, seine Vorstellungen zu einem konsequenten und harmonischen Monismus zu vereinen. So kam es, daß – während der Glaube an gute Geister die Entstehung der monotheistischen Lehre begünstigte – der Glaube an böse Geister wie von selbst zur Erschaffung einer einzelnen, übergeordneten bösen Gottheit führte, in die man alles Schlechte, Destruktive und Unmoralische hineinprojizierte.
Während Philosophen und fortschrittliche Theologen dem Gottesbild eine Menge Aufmerksamkeit schenkten, wurde sein Gegenspieler – die dunkle Gestalt des Bösen – weitgehend vernachlässigt. Und dennoch ist der Teufel eine höchst interessante Persönlichkeit: grotesk, romantisch, humorvoll, ergreifend, ja eine große tragische Figur sogar. Und wenn wir hier feststellen, daß die Vorstellung von Gott ein Symbol darstellt, das für eine tatsächliche Gegenwart in der Welt der Fakten steht, müssen wir dann nicht einräumen, daß auch die Vorstellung des Teufels eine Realität verkörpert?
„Praxisjournal Buch“, Ausgabe 33 – Juli 2007 ( Verleger Detlef Wenzlik)


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